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enVIAcrusis #2   //   Kunst_Aktion  //   Barcelona, 2007


Die Sagrada Familia fasziniert durch ihre Einzigartigkeit und schiere Größe. Das zentrale Leitmotiv meiner KunstAktion vor Ort war die Frage, was genau man vom Besuch dieses monumentalen Sakralbaus erwarten kann.

Für die Porträts, die ich während meiner KunstAktion bearbeiten wollte, wählte ich das keltische Kreuz, das Kreuz der frühen Christen. Längs- und Querbalken sind hier gleich lang, markieren eine eindeutige Mitte - das Ich. Als "Ich" sind wir einzigartig, unverkennbar in unserer Identität. Darüber hinaus birgt das Kreuz aber noch weitere formale Aspekte, es trägt die Dimension der Senkrechten und der Waagerechten gleichermaßen in sich. Also "Stehen" und "Liegen", oder Anspannung und Entspannung. In dieser Hinsicht steht das Kreuz als Symbol für den inkarnierten Menschen, der zwischen Himmel und Erde weilt.

Meine dreiwöchige KunstAktion begann am 30. April 2007. In der ersten Phase konnte ich einunddreißig Besucher direkt vor dem Tempel und in der angrenzenden Grünanlage fotografieren. Den zweiten Teil der Aktion startete ich am 16. Mai: Aus den 31 Portrait-Fotos waren Schwarzweiß-Drucke entstanden. Vor Ort faltete ich daraus je ein dreidimensionales keltisches Kreuz. Diese befestigte ich nach und nach auf der kniehohen Trennmauer in der Mitte des Treppenaufgangs zum Süd-Portal der Sagrada Familia. Die Fassade an diesem Portal wird als "Seite der Geburt" bezeichnet: Meine 31 Porträt-Kreuze bildeten nun eine Linie, die auf die Öffnung dieses Portals zeigte und dem Betrachter die Vorstellung nahelegte, die "gefalteten abgebildeten Menschen" würden ins Innere hinein befördert und durch den sakralen Raum der Kirche wandern, um später an der Rückseite des Tempels, der die Seite des Todes Christi darstellt - wieder ins Freie zu gelangen.

Die entstandene Rauminstallation visualisiert den Grundgedanken, dass wir alle unseren Weg gehen müssen, welche Spannungen uns das Leben auch bescheren mag. So unerträglich uns diese manchmal erscheinen, zuweilen sind wir doch in der Lage, sie zu ignorieren. Und trotzdem sind sie da - es gibt kein Entrinnen. Wir müssen wie Jesus unser Kreuz selber tragen. Das Leben des Einzelnen als eine Pendelbewegung zwischen An- und Entspannung, zwischen sich in Aktivität verströmen und seine eigene Mitte spüren.

Die Spur der Kreuze, ausgehend von der Geburtsseite der Sagrada Familia: WIR... "en VIA crusis" - auf dem KreuzWeg - von Anfang an... und WIR...der Spur der Kreuze folgend - durch die andere (Rück-)Seite des Tempels hindurch: erleben den Tod - täglich - in der Erkenntnis, "Jeder Moment auf diesem Weg ist kostbar und nur einmal erlebbar."